nach-gedacht

Auf unseren nach-gedacht Seiten können Sie Ihre Gedanken und geistigen Impulse zu ausgewählten Bibeltexten der Evangelischen Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine wiedergeben.

Die Idee zu unserer Rubrik „nach-gedacht“ entstand auf dem Schwesterntag im Jahr 2014 in Nieder-Weisel. Die Idee ist es, den Mitgliedern der Schwesternschaft sowie den Freunden und Förderern eine Plattform zu bieten, in der es nicht um den Austausch pflegerelevanter Informationen oder Fachfragen geht, sondern um die spirituellen Bedürfnisse. Es geht darum ausgesuchte Bibeltexte auf sich wirken zu lassen und seine eigenen Gedanken dazu niederzulegen

Läetare - Sonntag, 27. März

Von Victor Hugo stammt der Gedanke: „Die Natur kennt das große Geheimnis und lächelt zurück.“ Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, der wird auf Schritt und Tritt mit der Wahrheit dieser Beobachtung in Berührung gebracht. Und die letzten Tage, als nach langer Zeit des Regens, endlich wieder die Sonne auch bei uns wieder Halt gemacht hat, bestätigt dies sehr eindrücklich. Um im Bild zu bleiben: die Natur ist in Bezug auf das, wonach wir begehren, nämlich alles verstehen zu wollen, souverän: Sie gibt die Antwort nicht preis und wir müssen uns mit eben jenem Lächeln begnügen, so wie die Sonne uns anlächelt und unser Gemüt wohlig stimmt. Das Geheimnis regt zwar zum Nachdenken an, verweist aber allem Bemühen, ihm auf die Spur zu kommen, eine Absage. Und was wäre unsere Welt ohne ihre Geheimnisse? Langweilig.

Auch das Leben kennt seine Geheimnisse. Jeder einzelne von uns trägt mindestens ein Geheimnis in sich. Wir sollten uns davor hüten zu meinen, als könnten wir unserem Gegenüber bis in die tiefste Tiefe seines Wesens erkennen indem, wer bzw. sie ist. Das wäre das Ende einer lebendigen Beziehung. Hinzu kommt: es ist eben jenes nicht auslotbare Geheimnis unserer Existenz, das uns Würde und Unverfügbarkeit verleiht.

In unserem Alltag innerhalb der Johanniter-Einrichtungen machen wir täglich diese Erfahrung. Selbst wenn eine Krankheit diagnostiziert ist, bleibt sie in ihrem Wesen, in dem, was sie sagen will, geheimnisvoll. Gerade darin wird die Erkrankung zu einer Herausforderung. Immer wieder begegnet mir in den Gesprächen mit Patientinnen und Patienten diese Anfrage, diese bohrende Frage: Warum? Ich spüre, dass diese Frage erstmal ausgehalten werden muss.

Vor kurzem las ich den Gedanken: Nicht der Glaube ist das Geheimnis, sondern dass geglaubt wird. Denn vieles, was im Leben passiert, scheint dagegen zu sprechen, vertrauen zu können oder zu wollen. Die Ereignisse in der Ukraine sind solche Momente, die es schwermachen, wenn wir die Bilder der Zerstörung sehen sowie dieses unendliche Leid, das vom zerstörerischen Willen eines Menschen ausgeht. Zugleich spüren wir aber in solchen Momenten, dass, wenn wir aufhören zu vertrauen, das Leben beschädigt wird, Zukunft die beinahe unmöglich erscheint. In der Haltung, glauben zu wollen, behält das Leben das letzte Wort. Für uns Johanniter die wichtigste Haltung im Dienst an den Herren Kranken.

Der Glaube lebt vom Lehrmeister des Geheimnisses: Gott. Der Wochenspruch für Läetare weist darauf hin. Jesus spricht.“ Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ Bis heute ist es für die Biologie ein Geheimnis, warum der Same absterben muss, damit aus ihm eine Ähre wächst. Mit diesem Bild gibt Jesus eine Erklärung auf die Frage, warum Gott den Weg des Leidens für uns geht. Die Antwort liegt nicht in einer verstehbaren Erklärung, denn die gibt es so nicht, sondern darin, dass dem Geheimnis vertraut wird. Der Glaube wird zurückverwiesen auf den tragenden Grund: Gott in Jesus Christus.

Die Frage nach dem Warum, die dem Geheimnis seine Existenz immer wieder versucht, streitig zu mache, wird mit dem Geheimnis des Lebens und des Glaubens beantwortet. Ich gebe zu: eine Zumutung, aber eine Zumutung, die Mut macht und das Leben in Bewegung hält. Ich wünsche weiterhin eine gesegnete Passionszeit.

Bernd Kollmetz, Fördermitglied der Johanniter-Schwesternschaft und Seelsorger in den Johanniter-Ordenshäusern Bad Oeynhausen

Judika - 5. Sonntag der Passionszeit

Foto: Elisabeth Kühnelt-Leddihn

AT: Der Engel Gottes rief Hagar vom Himmel her und sprach zu ihr: Was ist Dir, Hagar? Fürchte Dich nicht; denn Gott hat gehört die Stimme des Knaben dort, wo er liegt. Steh auf, nimm den Knaben und führe ihn an Deiner Hand; denn ich will ihn zu einem großen Volk machen. 1 Mose 21, 17-18

NT: Stärkt die müden Hände und die wankenden Knie und tut sichere Schritte mit Euren Füßen. Hebr 12,12-13

Die Stelle aus dem Neuen Testament scheint für unsere Gegenwart sehr zu passen; denn wer von uns braucht nicht zwischendrin mal einen Trost, eine Erinnerung an kommende, bessere Zeiten? Der Hebräerbrief wendet sich in seiner Gesamtheit an ebenso müde gewordene Menschen, die nicht mehr das Feuer der unmittelbaren Erfahrung mit Jesus hatten. Menschen, die auf den Messias warteten und die immer wieder hören wollten und mussten, dass Gott sie nicht vergessen hat oder sie verloren gibt. Im Gegenteil: man hört in diesem Text ganz leise „Immanuel“ = „Gott ist mit uns“: Weihnachten gibt hier den Blick frei auf Ostern und auf alles, was darauf folgen wird. Was folgt also hier für uns? Wir sollen Rückschau nehmen auf das Alte, das Erste Testament in der Abrahamserzählung, die so viele Kapitel im Ersten Buch Mose einnimmt. Es ist eine gewaltige, bilderreiche Darstellung der damaligen Verhältnisse, dem Umgang mit Kinderlosigkeit, Leid und Freude von Elternschaft, von Opferbereitschaft, Gottvertrauen, Verzicht und Versprechen. Und ganz zentral der für mich so innige Satz, der die ganze Bibel durchzieht: Fürchte Dich nicht!“  Wir alle haben uns das gegenseitig oder anderen Menschen in unserer Umgebung schon zugesagt: den Kindern beim Gewitter oder Menschen in ausweglos scheinenden Situationen. Und ganz leise vielleicht auch schon zu uns selbst: vor dem Zahnarztbesuch, vor einer schwierigen Teamsitzung, vor einer Bergtour. Was aber ein ganz neuer Denkanstoß sein könnte: auch vor Ostern brauchen wir uns nicht zu fürchten. Nicht vor der düsteren Vorahnung des Palmsonntags, der Dunkelheit des Karfreitags und der Grabesstille am Karsamstag. 

Johanniterschwester Elisabeth Kühnelt-Leddihn 

Monatsspruch März

Foto: Elisabeth Kühnelt-Leddihn

"Hört nicht auf zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen!" Eph 6,18

Jemand muss zuhause sein, Herr,
wenn du kommst.
Jemand Muss dich erwarten, unten am Fluss vor der Stadt.
Jemand muss nach dir Ausschau halten, Tag und Nacht.
Wer weiß denn, wann du kommst?

Jemand muss wachen, unten an der Brücke,
um deine Ankunft zu melden, Herr,
du kommst ja doch in der Nacht, wie ein Dieb.
Wachen ist unser Dienst. Wachen.
Auch für die Welt.
Sie ist oft so leichtsinnig, läuft draußen herum
und nachts ist sie auch nicht zuhause.
Denkt sie daran, dass du kommst?
Dass du ihr Herr bist und sicher kommst? 
(Silja Walter)

Johanniterschwester Elisabeth Kühnelt-Leddihn 

Jahreslosung 2022

Jesus Christus spricht: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen".
Johannes 6,37

Zum Erscheinungsfest (Epiphanias) sind die Sternsinger wieder unterwegs. Sie verkleiden sich als die heiligen drei Könige (nach der Überlieferung Caspar, Melchior und Balthasar) und sammeln Spenden für karitative Zwecke. Wo man ihnen öffnet, schreiben sie mit Kreide ihren Gruß an die Tür „*20 C-M-B 22*“.
Damit sind eigentlich nicht ihre Namen gemeint, sondern es bedeutet christus mansionem benedicat  - "Christus segnet dieses Haus".
Dieser schöne alte Brauch ist in katholischen Gegenden weit verbreitet und zunehmend darüber hinaus. Die Sternsinger gehen auch ins Rathaus und in öffentliche Einrichtungen. Wer weiß ....... – vielleicht kommen sie ja auch zu Euch?

Johanniterschwester Gela Spöthe